loader image
Home » Blog » Vom Bremsstaub bis zum Ozean – die stille Verbreitung von Mikroplastik

Vom Brems­staub bis zum Ozean – die stille Verbrei­tung von Mikroplastik

Ob in der Luft, die wir in der Stadt einatmen, im Trink­wasser, das wir täglich konsu­mieren, oder in den Welt­meeren, deren Ökosys­teme zuneh­mend belastet werden: Mikro­plastik ist überall. Regel­mäßig gibt es immer neue Forschungsergebnisse.

  • Mikro­plastik in der Stadt­luft durch Reifen- und Bremsabrieb

Eine lokale aktu­elle Studie zeigt, dass die Hamburger Stadt­luft erheb­lich mit Mikro­plastik belastet ist. Forscher hatten die Rolle des Reifen- und Brems­ab­riebs bei der Entste­hung des städ­ti­schen Fein­staubs unter­sucht. Wer an einer viel befah­renen Straße wohnt oder entlang­läuft, atmet einen erheb­li­chen Anteil Mikro­plastik ein. „In Hamburg bestehen an den Haupt­straßen durch­schnitt­lich 12 Prozent des Fein­staubs aus Reifen- und Brems­ab­rieb, das meiste davon ist Mikro­plastik“, erklärt Mailin Samland, Erst­au­torin der Studie und Meteo­ro­logie-Dokto­randin am Centrum für Erdsys­tem­for­schung und Nach­hal­tig­keit (CEN) an der Univer­sität Hamburg. Vor allem durch abruptes Bremsen und Beschleu­nigen gelangt das Mikro­plastik in die Luft – und damit auch in die Atemwege.

Samland M et al. Varia­bi­lity of aerosol particle concen­tra­tions from tyre and brake wear emis­sions in an urban area. Atmo­spheric Envi­ron­ment X. 2024.

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2590162124000716

  • Mikro­plastik im Trink­wasser: WHO-Analyse zur Gesundheitsgefahr

Die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion (WHO) hat eine umfas­sende Analyse veröf­fent­licht, die sich mit der Aufnahme von Mikro­plastik über Trink­wasser beschäf­tigt. Das Fazit der Orga­ni­sa­tion: Bislang deute nichts darauf hin, dass Mikro­plastik im Trink­wasser schäd­lich ist. Es gebe viele Belege dafür, dass die Partikel einfach nur durch den Verdau­ungs­trakt wandern und dann wieder ausge­schieden werden. Aller­dings ist die Studi­en­lage noch zu dünn, um alle Risiken ausschließen zu können. Die WHO empfiehlt daher mehr Forschung, insbe­son­dere darüber, wie sich unter­schied­liche Größen, Formen und chemi­sche Zusam­men­set­zungen von Plas­tik­teil­chen im Körper auswirken.

World Health Orga­ni­sa­tion (ed.). Micro­pla­s­tics in drin­king-water. Geneva 2019. Licence: CC BY-NC-SA 3.0 IGO.

https://www.who.int/publications/i/item/9789241516198

  • Mehr Mikro­plastik in den Ozeanen als bisher geschätzt

Laut einer weiteren neuen Studie könnte übri­gens die Plas­tik­ver­schmut­zung der Meere bis 2060 dras­tisch zunehmen – selbst bei aktiver Müll­be­kämp­fung. Forscher erwarten bis zu 1.200 Millionen Tonnen Kunst­stoff im Meer, mit einem Höchst­wert von 23 Millionen Tonnen pro Jahr bis 2045. Beson­ders Mikro­plastik wird deut­lich zunehmen, da sich vorhan­dener Kunst­stoff weiter zersetzt. Die Berech­nungen liegen deut­lich über früheren Schätzungen.

Sonke JE et al. Global envi­ron­mental plastic dispersal under OECD policy scena­rios toward 2060. Sci Adv. 2025.

https://www.science.org/doi/epdf/10.1126/sciadv.adu2396

Mikro­plastik und seine even­tu­ellen Gesund­heits- und Umwelt­folgen werden ein wich­tiges Thema bleiben. Inzwi­schen gibt es auch Tipps, wie wir selbst zumin­dest ein biss­chen beein­flussen können, wie viel Mikro­plastik wir zu uns nehmen. Mehr dazu in unserem nächsten Blog!