Im letzten Monat tauchte in zahlreichen Schlagzeilen der Begriff der „Zombie-Hirsche“ auf. Worum ging es da eigentlich?
Schon seit den 1960er Jahren wurde vor allem in den USA bei Hirschen und Elchen die Krankheit Chronic Wasting Disease (CWD) beobachtet. Diese Prionenerkrankung ähnelt dem Rinderwahnsinn (BSE) und der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) beim Menschen. Betroffene Tiere verlieren ihre Scheu vor Menschen, zeigen Koordinationsstörungen, starkes Speicheln und raschen Gewichtsverlust. Diese Symptome führten dazu, dass die Medien die erkrankten Tiere oft als „Zombie-Hirsche“ bezeichnen.
Ein Vorfall im Jahr 2022, der im April dieses Jahrs in Neurology veröffentlicht wurde, heizte die Diskussion über eine mögliche Übertragung von CWD auf Menschen erneut an: Ein 72-jähriger Jäger zeigte nach dem Verzehr von Fleisch infizierter Hirsche schnell fortschreitende Verwirrtheit und Aggressivität. Ein Freund, der ebenfalls dieses Fleisch gegessen hatte, war kurz zuvor an CJK gestorben. Trotz intensiver Behandlung verstarb der Jäger, und postmortale Untersuchungen bestätigten sporadische CJK.
Wissenschaftler bemerkten nun zu dem jüngsten Todesfall in den USA, dass zwar die Diagnose Creutzfeldt-Jakob-Krankheit postmortal bestätigt worden sei, doch sich die Prionproteine so stark ähnelten, dass auch CWD nicht ausgeschlossen werden könne. Das deutsche Friedrich-Löffler-Institut (FLI) hält die These, dass die Jäger sich mit CWD angesteckt haben, nicht nur für unbewiesen, sondern auch für eher unplausibel.
Also, dass wir tatsächlich von Zombies bedroht werden (wenn auch nur in Hirschform), ist zum Glück eine höchstens durch Schlagzeilen induzierte Horrorfilm-Fantasie. Zum Thema Folgen von „Clickbaiting“-Schlagzeilen in Social Media gibt es übrigens gerade eine aktuelle Veröffentlichung in Science:
Allen, Jennifer et al. Quantifying the impact of misinformation and vaccine-skeptical content on Facebook. Science vol. 384,6699 (2024)